Selbsthilfe und Pflege
Das Thema Pflege gewinnt auch in den Selbsthilfekontaktstellen in Deutschland zunehmend an Bedeutung. In den letzten Jahren hat sich der Begriff der Pflegeselbsthilfe etabliert. Pflegebedürftige Menschen bzw. ihre Angehörigen schließen sich mit gleichbetroffenen Menschen zusammen, die entweder selbst pflegebedürftig sind oder sich um eine pflegebedürftige Person kümmern, sie pflegen bzw. betreuen. Durch Gespräche bzw. Aktivitäten finden sie Hilfe für sich selbst und für die eigene Lebens- und Pflegesituation.
Der Gesetzgeber hat den Begriff der Pflegebedürftigkeit definiert. Für den Begriff „pflegende Angehörige“ hingegen existiert keine gesetzliche Definition. Der Fachausschuss Pflegeselbsthilfe der DAG SHG hat für das Umfeld gemeinschaftlicher Selbsthilfe folgende Begriffsbestimmung erklärt: Jede Person, die sich als pflegebedürftig bzw. als angehörig bezeichnet, zählt zum entsprechenden Personenkreis, unabhängig von der Feststellung eines Pflegegrades. Angehörige meint meist Familienangehörige, darunter sind aber auch zugehörige Freund*innen, Bekannte und vergleichbar Nahestehende zu verstehen, die einen Menschen ganz oder teilweise pflegen oder betreuen, wenn dieser körperlich und/ oder geistig und/ oder seelisch eingeschränkt ist, wenn ein pflegebedingter Unterstützungsbedarf oder gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit bestehen.
Ein Grund für die Übernahme der Betreuung oder Pflege kann zum Beispiel eine besondere Bindung aufgrund einer emotionalen Beziehung zur erkrankten/ pflegebedürftigen Person sein. Es existieren jedoch auch andere Beweggründe, wie zum Beispiel das Pflichtbewusstsein oder die Erfüllung einer sinnstiftenden Aufgabe.
Das Umfeld von pflegenden Angehörigen kann die Häuslichkeit der pflegebedürftigen Person oder auch die stationäre Pflege sein, wenn regelmäßige Besuche im Pflegeheim durch die Angehörigen erfolgen. Auch die Auseinandersetzung mit dem Sterben, also die Begleitung bis zum Abschied und die Trauerbewältigung nach dem Tod kann Teil der Pflegesituation sein und einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit der Angehörigen haben. Der Erfahrungsaustausch in der Gruppe, der über den Tod des Angehörigen hinaus geht, kann zur emotionalen Entlastung beitragen.
Hinweis: Die Begriffsbestimmungen wurden in Zusammenarbeit mit dem Fachausschuss Pflegeselbsthilfe der DAG SHG entwickelt. Die Formulierungen dienen der Orientierung und sollen unabhängig von den landesspezifischen Fördervoraussetzungen betrachtet werden.
Mindestens 80 Prozent der Selbsthilfekontaktstellen bieten bereits Pflege-Selbsthilfegruppen an. Die Gründe für die Gruppenteilnahme sind vielfältig. Einer der zentralsten Gründe ist der Erfahrungsaustausch. Außerdem nehmen die Gruppenteilnehmenden wahr, dass sie in einer herausfordernden Situation sind. Sie zielen auf die gemeinsame Bewältigung der Pflegesituation ab, hoffen, dass die Gruppe zur Verbesserung der Lebenssituation beiträgt und die mit der Pflegesituation verbundene Isolation aufgehoben wird.
Inhalt
- Selbsthilfeunterstützung in der Pflegeselbsthilfe
- Zielgruppe erreichen
- Angebote für pflegende Angehörige in der Selbsthilfe
- Gruppenbegleitung gestalten
- Ehrenamtliches Engagement in der Pflegeselbsthilfe
- Kooperationen und Netzwerk
- Finanzielle Förderung der pflegebezogenen Selbsthilfe gemäß § 45d SGB XI
- DAG SHG Projekt Selbsthilfe und Pflege
- Quellennachweise
Selbsthilfeunterstützung in der Pflegeselbsthilfe
Deutschlandweit existieren in jedem Bundesland Selbsthilfekontaktstellen, die für Selbsthilfeinteressierte und Selbsthilfegruppen themenübergreifend Informationen, Kontakte und Unterstützung auf örtlicher Ebene bieten. Gegenwärtig werden in Deutschland an rund 330 Standorten professionelle Angebote zur Unterstützung der gemeinschaftlichen Selbsthilfe bereitgestellt. Die fachlichen Grundlagen der Selbsthilfe-Unterstützungsarbeit gelten auch für die Pflegeselbsthilfe.
Zusätzlich zu den themenübergreifenden Selbsthilfekontaktstellen haben sich bisher in fünf Bundesländern spezielle Pflege-Selbsthilfekontaktstellen zur Unterstützung von Selbsthilfe und Ehrenamt rund um die häusliche Pflege etabliert. Zu den Berliner Kontaktstellen Pflegeengagement sind Aufgabenbeschreibung und Standards für die Selbsthilfe-Unterstützungsarbeit im Bereich Pflege veröffentlicht.
Deutschlandweit existieren über 1.600 Pflege-Selbsthilfegruppen von pflegebedürftigen Menschen und pflegenden Angehörigen, die durch die Selbsthilfe-Unterstützungsarbeit in ihren Potenzialen gestärkt werden.
Zielgruppe erreichen
Die Pflegesituation kann eine erhebliche Belastung für alle Beteiligten sein. Die Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP), das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) und Studien, wie der Barmer Pflegereport 2018 zeigen Statistiken zur Situation pflegender Angehöriger und belegen, dass die Pflegeübernahme die Lebensqualität und die Gesundheit gefährden kann.
Die hohen Belastungsfaktoren, denen pflegende Angehörige ausgesetzt sind, bewirken einen großen organisatorischen Aufwand, um an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen zu können. Um pflegende Angehörige in ihrer Lebenswelt zu erreichen, kann es erforderlich sein, verstärkt auf diese Zielgruppe zuzugehen und sie von der Entlastungsmöglichkeit und den Vorteilen der gemeinschaftlichen Selbsthilfe zu informieren und motivieren.
Im Rahmen der regionalen Öffentlichkeitsarbeit kann das DAG SHG Faltblatt „Pflegende und sorgende Angehörige“ Betroffene, Verbraucher*innen, Fachkräfte und Einrichtungen auf die Selbsthilfe und die Unterstützungsmöglichkeiten aufmerksam machen.
Die Kontaktstellen PflegeEngagement in Berlin haben mit der Workshop-Reihe „Ich pflege …Und wo bleibe ich?“ ein Angebot für pflegende Angehörige zur Unterstützung der eigenen Balance in der häuslichen Pflege entwickelt. Die Workshop-Reihe zeigt Möglichkeiten der Bewältigung auf und bietet Austausch mit Gleichbetroffenen, wodurch die Gründung von Pflege-Selbsthilfegruppen gefördert werden kann.
Außerdem wichtig sind enge Kooperation und Vernetzung mit anderen Unterstützenden, um auf Pflegeselbsthilfe aufmerksam zu machen und pflegende Angehörige gezielt anzusprechen (siehe Kooperationen und Netzwerk).
Selbsthilfekontaktstellen unterstützen bei der Gruppengründung. Sie helfen dabei, sich über das Ziel der Gruppe klar zu werden, und machen durch Öffentlichkeitsarbeit auf die Gründung aufmerksam.
Beispiele für Flyer
Kontaktstellen PflegeEngagement in Berlin:
Unterstützung für pflegebedürftige Menschen und für ihre Angehörigen
https://www.pflegeunterstuetzung-berlin.de/fileadmin/pflege/Dokumente_Pflege/ImportOrdner/Material/Flyer/Informationsflyer_KPE.pdf
Flyer Landesnetz Pflegeselbsthilfe NRW:
https://alter-pflege-demenz-nrw.de/psh/wp-content/uploads/sites/4/2021/09/Selbsthilfe_A5_Internet.pdf
(Pflege-)Selbsthilfe in NRW:
https://pflegeselbsthilfe.de/wp-content/uploads/sites/4/2023/05/KarteDINlanglandscape_Koskon_PSH_i.pdf
Selbsthilfekontaktstellen AWO Kreisverband Gifhorn e.V.:
Pflegende Angehörige. Selbstständig Hilfe erfahren in Gruppen:
https://www.selbsthilfe-gifhorn.de/CMS/images/downloads/shks-pflegende-angehoerige-0324.pdf
Netzwerk Selbsthilfe Bremen-Nordniedersachen e.V.:
Den Pflegealltag bewältigen mit Selbsthilfe. Selbsthilfegruppen für Pflegende Angehörige in unterschiedlichen Stadtteilen:
https://www.netzwerk-selbsthilfe.com/files/Netzwerk/pdf/Aktuelle%20Fassung%20NSH-PflegendeAngehörige%2018-1.pdf
Angebote für pflegende Angehörige in der Selbsthilfe
Unterschiedliche Ausrichtung
Der klassische Gesprächskreis ist das Kernstück von Selbsthilfegruppen. Menschen mit denselben Problemen, mit einem gemeinsamen Anliegen und/ oder mit gleicher Lebenssituation schließen sich zusammen. Sie organisieren sich selbstbestimmt, wobei das Gespräch im Mittelpunkt steht.
Einen Zugang zur Zielgruppe „pflegende Angehörige“ zu finden, ist eine große Herausforderung. Um sie in ihrem Alltag und ihrer Lebenswelt zu erreichen, bedarf es differenzierter Angebote und Ideen, zum Beispiel auch andere Gruppenformate, die über den klassischen Gesprächskreis hinausgehen.
So bieten Aktivgruppen die Möglichkeit, mit anderen Pflegenden an Bewegungs- und Freizeitangeboten teilzunehmen und über eine Aktivität wie Spazieren gehen, gemeinsam kochen oder singen, über Entspannung oder Kreativität in den Erfahrungsaustausch zu kommen. Aktivgruppen sind zum Beispiel in der Broschüre Kontaktstelle PflegeEngagement Reinickendorf aufgeführt.
Besonders viele pflegebedürftige Menschen und pflegende Angehörige sind aufgrund der Pflegesituation an ihre Häuslichkeit gebunden. Digitale Selbsthilfeangebote können diese Zielgruppe unterstützen, um sich zu jeder Zeit, an jedem Ort auszutauschen. Die Selbsthilfeorganisation wir pflegen e.V. hat die kostenfreie App in.kontakt entwickelt. Sie ermöglicht es pflegenden Angehörigen sich mit anderen Menschen, die in der gleichen Lage sind, zu vernetzen und sich über Herausforderungen im Pflegealltag auszutauschen.
Angebote entsprechend der Zielgruppe, zum Beispiel:
- Pflege aus der Ferne
- Interkulturelle Gruppen
- Gruppen für Menschen mit internationaler Geschichte
- LGBTQIA+ Gruppen
- Pflegende Männer
- After Work Gruppe
- Gruppen nur für pflegebedürftige Menschen
- Gruppen nur für pflegende Angehörige
- Mischgruppen
- Angehörige von Pflegeheimbewohnende
- Trauergruppen
Im Bereich der Pflegeselbsthilfe existieren rund um die häusliche Pflege verschiedene Themen, die in der Gruppenarbeit aufgegriffen werden. Meist sind es die Pflegesituation, die Erkrankung oder Behinderung. Hier finden Sie die Gruppenangebote
- der Kontaktbüros Pflegeselbsthilfe in Nordrhein-Westfalen (KoPS),
- der Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle Berlin (SEKIS) in der Berliner Selbsthilfedatenbank
- der Kontaktbüros PflegeSelbsthilfe Rheinland-Pfalz.
Gruppenbegleitung gestalten
Einige der Gruppen finden selbstorganisiert statt, andere werden durch eine interne oder externe Person moderiert bzw. begleitet oder sind angeleitet (siehe Ehrenamt in der Pflegeselbsthilfe). Um einen Zugang zur Zielgruppe zu finden, arbeiten Selbsthilfekontaktstellen auch mit offenen Gruppen, wie der „Offene Pflegetreff – Selbsthilfetreff für pflegende Angehörige“ (Flyer).
Gruppen für Menschen mit beginnender Demenz
„Das Konzept der Moderation hat sich zum Beispiel bei Gruppen für Menschen mit beginnender Demenz bewährt. (…) Die Aufgabe der Moderation ist, den „Rahmen“ zu halten, und nicht so sehr, inhaltliche Impulse zu geben oder mit zu diskutieren. Die Themen bestimmen die Teilnehmenden, je nach Bedürfnislage. Dies erfordert
von den Moderierenden einerseits Zurückhaltung und andererseits hohe Präsenz.“
(Schneider-Schelte, H. & Jansen, S., 2018, S. 22, 37)
Zehn Leitsätze für die Gruppenmoderation
- Auf die Struktur achten
- Eine ruhige Gesprächsatmosphäre aufbauen
- Darauf achten, dass alle zu Wort kommen
- In einfacher Sprache kommunizieren
- Gesprächsanlässe initiieren
- Aktiv zuhören
- Auf Körpersignale achten
- Unstimmigkeiten wahrnehmen – auch die eigenen
- Die Gruppe einbeziehen
- Auf die Selbsthilfekräfte bauen
Quelle: Schneider-Schelte, H. & Jansen, S., 2018, S. 37 ff.
Ehrenamtliches Engagement in der Pflegeselbsthilfe
Menschen engagieren sich freiwillig und bereichern unser gesellschaftliches Zusammenleben, was für unseren Zusammenhalt und für die Stärkung demokratischer Werte bedeutsam ist. Ehrenamtlich tätige Menschen leisten auch in Zusammenarbeit mit Selbsthilfekontaktstellen wertvolle Unterstützungsarbeit.
Der organisatorische Aufwand, um an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen zu können, ist für pflegende Angehörige hoch. Um ihnen trotzdem die Gruppenteilnahme zu ermöglichen, integrieren einige Selbsthilfekontaktstellen ehrenamtlich tätige Menschen. Die Ehrenamtlichen können eine regelmäßige bzw. langfristige Begleitung der Pflegeselbsthilfegruppen gewährleisten, indem sie zum Beispiel die Moderation oder die Koordination der Gruppe übernehmen. Menschen, die sich engagieren wollen, bringen ihre Erfahrung, Zeit und Kompetenz in die Gruppen mit ein, helfen bei der Gruppengründung und stärken die Gruppenbeständigkeit. Möglicherweise lässt sich mit ehrenamtlicher Arbeit auch die Betreuung der pflegebedürftigen Menschen in der Häuslichkeit abdecken, in der Zeit, in der die Angehörigen die Gruppe aufsuchen.
Ehrenamt in Berliner Kontaktstellen PflegeEngagement
Die Kontaktstellen PflegeEngagement in Berlin veranstalten regelmäßig Schulungen für Ehrenamtliche. Diese kostenfreie Schulungsreihe richtet sich an ehrenamtlich Engagierte, die im Umfeld häuslicher Pflege alltagsnahe Unterstützung leisten möchten. In 14 Modulen mit einem Gesamtumfang von 30 Stunden werden Grundlagen zur Unterstützung häuslicher Pflege-Arrangements, alleinlebender Menschen, Begleitung von Selbsthilfegruppen und nachbarschaftlicher Hilfenetze vermittelt.
Wie Selbsthilfegruppen pflegende Angehörige unterstützen, ermutigen und stärken können, berichten drei ehrenamtliche Gruppenbegleiter*innen im PflegeSelbsthilfe-Podcast der Berliner Kontaktstellen PflegeEngagement.
Das Berliner Kompetenzzentrum Pflegeunterstützung veranstaltete den Fachtag „Pflege braucht Unterstützung – Ehrenamtliches Engagement im Wandel“, welcher anhand einer Broschüre dokumentiert wurde.
Ehrenamt durch In-Gang-Setzer®
In-Gang-Setzer® bezeichnet ein methodisches Konzept zur Unterstützung von Selbsthilfegruppen, welches der Paritätische NRW von der ursprünglich aus Dänemark stammenden Idee weiterentwickelt hat und seit 2008 umsetzt. In-Gang-Setzer*innen sind ehrenamtliche Mitarbeitende von Selbsthilfekontaktstellen, die sie bei Bedarf in der Begleitung von Selbsthilfegruppen einsetzen, zum Beispiel geben sie Impulse für die Gestaltung ihres Miteinanders. Voraussetzung für das Engagement ist die Qualifizierung mithilfe des In-Gang-Setzer Projektes und die kontinuierliche Begleitung durch die Selbsthilfekontaktstellen.
Ehrenamt – Peer Counseling
Das Beratungsmodell „Betroffene für Betroffene – Peer-to-Peer-Groups“ beschreibt, dass Gleichbetroffene ihre Erfahrungen an die bestehenden Selbsthilfegruppen weitergeben. Es findet dann nicht nur die gegenseitige Hilfe unter den Mitgliedern der eigenen Gruppe statt, sondern es werden auch Informationen, Unterstützung und „Dienstleistungen“ für Außenstehende angeboten, die keine Beteiligung an der Gruppenarbeit wünschen. So besteht ein ständiger Wechsel aller Beteiligten zwischen Hilfebedürftigkeit und Hilfestellung (wechselseitige Hilfe).
Kooperationen und Netzwerk
Damit Selbsthilfekontaktstellen einen Zugang zu pflegebedürftigen Menschen und pflegenden Angehörigen finden, können durch Kooperationen vor Ort Kontakte zur Zielgruppe hergestellt werden.
Selbsthilfeorganisationen, die auf Landes-, Regional- oder Ortsebene untergliedert sind, arbeiten themenspezifisch, zum Beispiel bezogen auf Pflege, Erkrankung, Behinderung oder sie engagieren sich themenübergreifend. Mögliche Selbsthilfeorganisationen als Kooperationspartner sind in den GRÜNEN ADRESSEN der NAKOS aufgeführt, zum Beispiel wir pflegen e.V., Bundesverband behinderter Pflegekinder e.V. oder Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
Einrichtungen der Selbsthilfeunterstützung können zwischen der Selbsthilfeseite und den professionellen Beratungsstellen und Versorgungseinrichtungen vermitteln.
Selbsthilfekontaktstellen können die gemeinschaftliche Selbsthilfe
- als Entlastungsmöglichkeit vorstellen
- sie für die Aufgabe als Multiplikator*innen des Selbsthilfegruppengedankens und
- als Partner*innen der Selbsthilfeunterstützung befähigen.
Mögliche Kooperationspartner auf regionaler Ebene im Bereich Pflege sind zum Beispiel:
- Pflegestützpunkte
- Pflegeberatung der Pflegekassen
- Pflegefachberatung im Rahmen der Ambulanten Pflege
- Pflegebegleiter*innen und familienentlastende Dienste
- Freiwilligenagenturen
- Nachbarschaftshilfe
Finanzielle Förderung der pflegebezogenen Selbsthilfe gemäß § 45d SGB XI
Die Selbsthilfeförderung ist in verschiedenen Sozialgesetzbüchern festgeschrieben. Seit 2008 bestehen gemäß § 45d SGB XI Möglichkeiten einer Förderung gemeinschaftlicher Selbsthilfe bezogen auf Pflege. Es bestehen drei förderfähige Sachverhalte, die in der Pflegeversicherung zur Pflegeselbsthilfe verankert sind. Zur Förderung des Ausbaus von Selbsthilfegruppen, Selbsthilfeorganisationen und Selbsthilfekontaktstellen ist die finanzielle Beteiligung der Länder notwendig. Die Landesregierungen sind ermächtigt, durch Rechtsverordnungen das Nähere über die Umsetzung zu bestimmen.
Die gesundheitsbezogene Selbsthilfeförderung durch die gesetzlichen Kassen (SGB V) ist auf die Erkrankung der Selbsthilfegruppenmitglieder fokussiert. Dagegen ist die pflegebezogene Selbsthilfeförderung durch das SGB XI auf die Unterstützung von pflegebedürftigen Menschen und deren Angehörigen oder vergleichbar Nahestehenden ausgerichtet. Trotz der verschiedenen Ausrichtungen ist beiden Fördermöglichkeiten eines gemeinsam: die Zielgruppe. Pflegebedürftigkeit geht oft mit einer Erkrankung einher, sodass Pflege-Selbsthilfegruppen sowohl nach SGB V als auch nach SGB XI förderfähig sein können.
Mit einem tiefgehenden Verständnis der gesetzlichen und strukturellen Rahmenbedingungen können Fachkräfte in der Selbsthilfeunterstützung individuelle Beratungen durchführen. Sie können Interessierte über Fördermöglichkeiten informieren und ihnen helfen, die verfügbaren gesetzlichen Möglichkeiten auszuschöpfen.
DAG SHG Projekt Selbsthilfe und Pflege
Das Projekt der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. (DAG SHG) „Stärkung des Selbsthilfepotenzials bei pflegenden Angehörigen durch Selbsthilfekontaktstellen“ hat das Ziel, unterstützende Selbsthilfestrukturen zu entwickeln und die Gründung von Selbsthilfegruppen anzuregen zur Stärkung der häuslichen Pflege im Sinne des § 45d SGB XI.
Ein zentrales Element des Projektes ist die engagierte Arbeit des Fachausschusses Pflegeselbsthilfe der DAG SHG. Dieser Fachausschuss setzt sich aus Expert*innen aus allen 16 Landesvertretungen der Selbsthilfekontaktstellen in Deutschland zusammen. Die Mitglieder fungieren als zentrale Ansprechpersonen der Bundesländer für die Pflegeselbsthilfe.
Die Hauptaufgabe des Fachausschusses besteht darin, spezifische Themen im Bereich der Pflegeselbsthilfe einer tiefgehenden Analyse zu unterziehen und darauf basierend Empfehlungen zu erarbeiten. Diese Ergebnisse werden anschließend der Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht.
Durch den konstruktiven Austausch von Fachwissen und die Erarbeitung von Empfehlungen kommt dem Fachausschuss eine hohe Bedeutung für die Förderung und Weiterentwicklung der Pflegeselbsthilfe zu.
Quellennachweise
BARMER (Hrsg.): BARMER Pflegereport 2018 – Pflegende Angehörige an der Grenze der Belastbarkeit. 2018.
https://www.barmer.de/presse/infothek/studien-und-reporte/pflegereport/pflegereport-2018-1058898#Viele_pflegende_Angehrige_an_Belastungsgrenze_angekommen
Bauernschmidt, Dorothee / Dorschner, Stephan: Angehörige oder Zugehörige? – Versuch einer Begriffsanalyse, in Pflege, 31 (6). 2018, S. 301-309.
Bundesamt für Justiz (Hrsg.): Sozialgesetzbuch (SGB) – Elftes Buch (XI) – Soziale Pflegeversicherung (Artikel 1 des Gesetzes vom 26. Mai 1994, BGBl. I S. 1014) § 14 Begriff der Pflegebedürftigkeit.
https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_11/__14.html
Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. (Hrsg.): Faltblatt: Pflegende und sorgende Angehörige. Selbsthilfegruppen. Gemeinsame Betroffenheit verbindet. 2022.
https://www.dag-shg.de/service/publikationen/var@nakos/key@9188
Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. (Hrsg.): Fact Sheet Pflege-Selbsthilfegruppen in Deutschland. 2023.
https://www.dag-shg.de/data/Materialien/2023/DAGSHG_FactSheet_PSH.pdf
Heuel, Lioba: Pflegeselbsthilfe im Projekt KompetenzNetz Angehörigenunterstützung und Pflegeberatung NRW (KoNAP), in Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. (Hrsg.), selbsthilfegruppenjahrbuch 2019, S. 80-85.
https://www.dag-shg.de/data/Fachpublikationen/2019/DAGSHG-Jahrbuch-2019-Heuel.pdf
Kompetenzzentrum Pflegeunterstützung (Hrsg.): Fachtag. Pflege braucht Unterstützung. Ehrenamtliches Engagement im Wandel. Berlin 2023.
https://www.pflegeunterstuetzung-berlin.de/fileadmin/pflege/Dokumente_Pflege/KPU/Oeffentlichkeit/KPU_Broschuere_korr1.pdf
Kompetenzzentrum Pflegeunterstützung (Hrsg.): Ich pflege … Und wo bleibe ich?. Workshop-Reihe zur Unterstützung der eigenen Balance in der häuslichen Pflege. Berlin 2024.
https://www.pflegeunterstuetzung-berlin.de/kontaktstellen/workshop-reihe
Kontaktstelle PflegeEngagement Reinickendorf (Hrsg.): Unterstützung für pflegende und sorgende Angehörige, Freunde, Nachbarn und pflegebedürftige Menschen. Berlin 2023.
https://www.unionhilfswerk.de/wp-content/uploads/2023/08/KPE_Broschuere_DINlang-2023-V5c-web.pdf
NAKOS (Hrsg.): Starthilfe zum Aufbau von Selbsthilfegruppen. Ein Leitfaden. (4. Auflage). Berlin 2023.
https://www.nakos.de/data/Fachpublikationen/2023/NAKOS-Starthilfe.pdf
Schneider-Schelte, Helga / Jansen, Sabine, in Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz (Hrsg.): Gruppen für Menschen mit beginnender Demenz. Eine Anleitung zum Gründen und Gestalten (2. Auflage). Berlin 2018.
Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung (Hrsg.): Standards. Kontaktstellen PflegeEngagement. Unterstützung pflegeflankierendes Ehrenamt und Selbsthilfe. Berlin 2013.
https://www.pflegeunterstuetzung-berlin.de/fileadmin/pflege/Dokumente_Pflege/ImportOrdner/KPE/Standards_45d_Projekte_2013_01.pdf
Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege (Hrsg.): Aufgabenbeschreibung. Berliner Kontaktstellen Pflegeengagement für pflegeflankierendes Ehrenamt und Selbsthilfe. Berlin 2013.
https://www.pflegeunterstuetzung-berlin.de/fileadmin/pflege/Dokumente_Pflege/ImportOrdner/KPE/Aufgabenbeschreibung_KPE_2014.pdf