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"Gründe Selbsthilfegruppenteilnahme"

Formen von Selbsthilfegruppen

Gründe für die Gruppenteilnahme

Die wesentlichen Gründe, in Selbsthilfegruppen aktiv zu werden, sind Selbstbetroffenheit, Versorgungsdefizite, Aufhebung von Isolation, Hilfe für sich und andere, gesellschaftliche Verbesserungen im Zusammenhang mit der Problemstellung. Bei der Problembearbeitung und -bewältigung spielen die verschiedensten Aspekte eine Rolle, z.B. die Gegebenheiten der gesundheitlichen und sozialen Versorgung, die Situation in der Familie, die Auswirkungen auf Arbeit und Freizeit, Schule und Ausbildung oder die Einschränkungen sozialer Kontakte und der Mobilität.

Die (phasenweise) unterschiedlichen Inhalte und Ziele der Gruppenarbeit spiegeln sich in verschiedenen Handlungsfeldern wider.
Wesentlich sind:

  • Hilfe und Unterstützung füreinander: Selbsthilfegruppe im engeren Sinne des Wortes
  • Hilfe und Unterstützung für andere Gleichbetroffene: Helfergruppe
  • Erfahrungs- und Wissensaustausch: Lerngruppe
  • Zusammengehörigkeit, Geselligkeit und gemeinsame Aktivität: Freizeit- und Initiativgruppe
  • Öffentlichkeitsarbeit, Interessenvertretung, gesellschaftliche Einflussnahme: Lobbygruppe.

Beweggründe

Im Einzelnen sind die Beweggründe für den Aufbau oder die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe ganz unterschiedlich. Immer wieder aber sind drei zu finden:

Erstens „Leidensdruck“
Das heißt, die Betroffenen nehmen selber wahr, dass sie in eine schwierige Situation geraten sind, die ihr bisheriges Leben in Frage stellt. Sie sind damit konfrontiert, dass sie plötzlich krank geworden oder seelisch in ein tiefes Loch gefallen sind, dass sich in Partnerschaft und Familie, in der Nachbarschaft, am Ausbildungs- und Arbeitsplatz vieles verändert hat. Sie stellen für sich fest, dass es nicht so weitergehen kann wie früher und weitergehen soll wie jetzt, es muss etwas passieren. Auf einmal muss man sich und will man sich nach Trost und Halt, Hilfe und Unterstützung umsehen, bei Freunden und Verwandten, bei Fachleuten – und vielleicht eben auch in einer Selbsthilfegruppe.
Vielen Menschen fällt es sehr schwer, eigenes Leiden und eigene Probleme zunächst vor sich selber und dann auch vor anderen einzugestehen. Leben wir doch in einer Gesellschaft, die Jugendlichkeit und Gesundheit, Tüchtigkeit und Erfolg, Durchsetzungs- und Konkurrenzfähigkeit sehr hoch bewertet und Problemlosigkeit das ist, was zählt. Und nun soll man Hilfsbedürftigkeit oder Hilflosigkeit, Unsicherheit oder fehlende Orientierung eingestehen. Der „Leidensdruck“ ist ein wichtiger Motor, Hürden zu überwinden und sich anderen zu öffnen.

Zweitens „Prinzip Hoffnung“
Das heißt, dass Menschen die Hoffnung haben, dass etwas zu machen ist – im Unterschied zu Verzweiflung, Resignation, Aufgabe. Und dass sie die Hoffnung haben, selbst etwas zur Bewältigung oder Lösung des Problems und zur Besserung ihrer Lebenssituation beitragen und ihre persönliche Entwicklung in die Hand nehmen zu können – im Unterschied zur Übergabe der Verantwortung an professionelle Hilfesysteme, zum Beispiel an Medizin und Psychotherapie, an pädagogische Einrichtungen und Sozialarbeit.

Drittens „Begegnung und Austausch“
Betroffene suchen bei Gleichbetroffenen Verständnis für ihre Problematik und wünschen sich Solidarität bei der Bewältigung und bei Schritten zur Veränderung. Sie suchen Begegnung und Austausch mit anderen, die gleich oder ähnlich betroffen sind, denen sie nichts vormachen müssen, mit denen sie aktiv werden und gemeinsam Anliegen voranbringen können.

Ob jemand dazu in der Lage ist, eigenes Leiden zu spüren, Hoffnung aufzubringen, selbst aktiv zu werden und Begegnung und Austausch zu suchen, hängt sicher von der eigenen Persönlichkeit ab, von der individuellen Lebensgeschichte, von bisherigen Erfahrungen mit hilfreichen Beziehungen zu anderen und von der derzeitigen sozialen Umgebung.