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"Kooperative Beratung"

Berufsrolle

Nicht Fürsorge, sondern Unterstützung zur Selbsthilfe

In der Selbsthilfeunterstützungsarbeit wird versucht, dem Postulat „Hilfe zur Selbsthilfe“ ernsthaft Rechnung zu tragen. Daraus folgt, dass die professionelle Selbsthilfeunterstützung nicht einfach nur ein weiteres Angebot im derzeitigen System der sozialen und gesundheitsbezogenen Hilfen ist. Vielmehr bildet sie als kooperative Beratung und Netzwerk-Förderung eine andere, innovative Form sozialer Arbeit.
Die Beziehung von Mitarbeitenden der Selbsthilfekontaktstelle und Betroffenen in Selbsthilfegruppen ist grundsätzlich kooperativ. Die Beteiligten sind gleichgestellte Partner*innen. Die Mitarbeitenden haben Klärungs-, Wegbereiter- und Feedback-Funktion. Sie sind darauf ausgerichtet, anregend und stabilisierend zu wirken. Sie tragen keine Verantwortung für eine Gruppengründung oder das konkrete Gruppengeschehen; hierfür sind Interessierte und Selbsthilfegruppen selbst verantwortlich. Die Mitarbeitenden müssen sich diese spezifische Rollenteilung im Unterstützungsprozess immer wieder vergegenwärtigen. Sie müssen diese ihren Partner*innen gegenüber transparent machen und mit ihnen erarbeiten. Die „Logik“ der gemeinschaftlichen Selbsthilfe ist grundsätzlich anders als die „Logik“ der herkömmlichen Hilfen. „Selbsthilfe“ kann nicht geplant, verordnet oder normiert werden nach dem Muster: „So muss das und so jenes gemacht werden, das sind die Aufgaben und das sind die Mittel.“

Wer als Mitarbeitende*r einer Selbsthilfekontaktstelle an der Verbreitung des Selbsthilfegruppengedankens und am Gelingen der Selbsthilfegruppenarbeit interessiert ist, ist möglicherweise zu einer Veränderung seines beruflichen Selbstverständnisses und seiner Berufsrolle herausgefordert. Es gilt, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen – demnach sich nicht mehr nur auf die kranke, auf die „negative“ Seite seines Gegenübers zu beziehen, sondern sich wesentlich für die „gesunden“ Anteile, für die „positiven“ Möglichkeiten und die vorhandenen „Selbstheilungs- und Selbstentwicklungskräfte“ zu öffnen. In der Rolle von Selbsthilfeunterstützenden geht es darum, aus dem ungleichen Gefüge der Helfer-Klient- / Arzt-Patient-Beziehung herauszutreten, eine Kooperationsbeziehung auf gleicher Ebene herzustellen und sich auf einen wechselseitigen Lernprozess einzulassen.

Da Mitarbeitende von Selbsthilfekontaktstellen außerdem zwischen betroffenen Laien und dem professionellen Versorgungssystem vermitteln, ist auch eine neue Sicht und Praxis der Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen und sozialen und politischen Institutionen erforderlich.

Was die Betroffenen in Selbsthilfegruppen und die sozialen Akteure nicht an Handlungsmöglichkeiten selbst zu aktivieren vermögen, können auch Mitarbeitende von Selbsthilfekontaktstellen nicht „für sie“ aktivieren (NAKOS 2018).