Ergebnisse aus der Themensuche zu dem Suchbegriff
"Aufgaben Selbsthilfekontaktstellen"

Neue Austauschformate

Aufgabenzuwachs und Veränderungen im Aufgabenspektrum

Die Selbsthilfe-Unterstützungsarbeit ist in den letzten Jahren komplexer geworden. Die Beratung und der Clearing-Prozess ist oft sehr zeitintensiv, da sich Interessierte mit zunehmend spezielleren Fragestellungen an die Kontaktstellen wenden und die bloße Vermittlung in eine bestehende Gruppe oder ein Verweis auf professionelle Versorgungsangebote nicht ausreichen. Damit einhergehend muss das Wissen über gesundheitliche und soziale Problemlagen sowie über bestehende Versorgungsangebote fortlaufend aktualisiert und erweitert werden, um auf den veränderten Beratungsbedarf reagieren zu können.

Hinzu kommen Vertretungsaufgaben in Gremien und Arbeitskreisen und der Aufbau und die Pflege von örtlichen Kooperationen. Der Aufwand zur Dokumentation und Qualitätsentwicklung der Kontaktstellenarbeit steigt zunehmend.

Selbsthilfekontaktstellen benötigen mehr Personalkapazität für einen Mix von reaktiver (KOMM-Struktur) und aktiver Arbeitshaltung (aufsuchend/aktivierend). Mehr Ressourcen müssen bereit gestellt werden, um mehr themen- und zielgruppenspezifische Angebote zu entwickeln. Die Zugänge zur Zielgruppe müssen dahingehend angepasst und neu gedacht werden (vgl. Thiel / Hundertmark-Mayser 2017).

Information und Vermittlung

Information und Aufklärung

Die Selbsthilfekontaktstelle informiert und klärt auf über

  • Formen und Arbeitsweisen von Selbsthilfegruppen,
  • das örtliche Selbsthilfespektrum,
  • das professionelle Versorgungssystem der Region,
  • Möglichkeiten und Grenzen der Selbsthilfe,
  • Formen und Möglichkeiten der Förderung von Selbsthilfegruppen,
  • Mitbestimmungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten für Selbsthilfegruppen sowie
  • Beratungs- und Fortbildungsangebote für Selbsthilfegruppen.

Die Selbsthilfekontaktstelle nutzt dafür folgende Instrumente:

  • Einrichtung telefonischer und persönlicher Sprechzeiten
  • Bereitstellung von Informationen / Darstellungen der Selbsthilfegruppen vor Ort
  • Bereitstellung von allgemeinen Informationsmaterialen und Literatur über Selbsthilfegruppen
  • Zusammenstellung und Vermittlung von Überblicks- und Handlungswissen zur Selbsthilfeförderung und zu Mitwirkungsmöglichkeiten der Selbsthilfe vor Ort
  • Bekanntmachung der Angebote der Selbsthilfekontaktstelle und der Angebote anderer örtlicher Versorgungseinrichtungen und Organisationen
  • Durchführung von Informationsveranstaltungen (DAG SHG 2015)

Fachliche Standards

Kernaufgaben im Überblick

Selbsthilfekontaktstellen

  • informieren und klären über Selbsthilfegruppen und ihre Arbeitsweisen auf
  • halten eine aktuelle Übersicht zu örtlichen Selbsthilfegruppen bereit
  • stellen den Kontakt zu bestehenden Selbsthilfegruppen her und vermitteln Interessierte
  • stellen Räume und Bürotechnik für Selbsthilfegruppen zur Verfügung
  • unterstützen bei der Gruppengründung und bei der Durchführung von Veranstaltungen
  • beraten zum Vorgehen in der Gruppenarbeit und zu gelingenden Gruppenabläufen
  • ermöglichen und koordinieren den Austausch und die Zusammenarbeit der verschiedenen Selbsthilfegruppen und vernetzen sie
  • beraten und unterstützen bei der Öffentlichkeitsarbeit und eröffnen Kontakte zu Journalist*innen und Medien
  • führen selbst eine intensive Öffentlichkeitsarbeit für die Selbsthilfe allgemein und für die Angebote der Selbsthilfekontaktstelle durch
  • schaffen ein selbsthilfefreundliches Klima und machen Lobbyarbeit
  • führen eigene Fortbildungs-, Informations- und Aufklärungsveranstaltungen zur Selbsthilfe durch und beteiligen sich an Veranstaltungen anderer
  • informieren über finanzielle Fördermöglichkeiten und beraten bei der Antragstellung
  • vermitteln Kontakte zu Fachleuten, Verbänden und Verwaltungen
  • geben Hinweise auf professionelle Versorgungsangebote in der Stadt oder Region
  • kooperieren mit Fachleuten und Institutionen in der sozialen und gesundheitlichen Versorgung, zum Beispiel mit kommunalen Verwaltungen, mit Krankenkassen und anderen Sozialversicherungszweigen, mit Kliniken, mit themenspezifischen Beratungsstellen
  • beteiligen sich an Gremien, Arbeitskreisen / Arbeitsgemeinschaften und Netzwerken vor Ort
  • kooperieren mit Organisationen / Institutionen im Gemeinwesen, zum Beispiel mit lokalen Vereinen, mit Wohlfahrtsverbänden und mit anderen Einrichtungen, die vor Ort die Selbsthilfe und das bürgerschaftliche Engagement fördern.

Für Selbsthilfeunterstützungsstellen (Nebenaufgabe) bestehen grundsätzlich dieselben Kernaufgaben; sie können diese in aller Regel aber nicht voll umfänglich realisieren.

Fachliche Standards

Merkmale und Aufgaben

Selbsthilfekontaktstellen und Selbsthilfeunterstützungsstellen haben ganz unterschiedliche Ausstattungen bzw. Kapazitäten. Entsprechend unterschiedlich ist der Umfang der Angebote für Selbsthilfeinteressierte, bestehende Selbsthilfegruppen, Fachkräfte in professionellen Versorgungseinrichtungen und Multiplikatoren*innen. Im Weiteren werden daher die Rolle und zentralen Merkmale, die Kernaufgaben und Entwicklungsfelder, die Konzepte und Handlungsperspektiven hauptsächlich im Hinblick auf die Strukturen und Gegebenheiten von Selbsthilfekontaktstellen (Hauptaufgabe) dargestellt. Manches ist auch für Selbsthilfeunterstützungsstellen (Nebenaufgabe) und Außenstellen unverzichtbar, vieles kann aber von diesen nicht oder nicht im erwünschten Umfang realisiert werden.

In Selbsthilfekontaktstellen informieren und beraten hauptamtliche Fachkräfte Selbsthilfeinteressierte bei der Gruppengründung und bieten den in der Selbsthilfe engagierten Menschen Hilfestellung bei der Gruppenarbeit und in schwierigen Situationen an. Sie helfen den Einzelnen, Gleichgesinnte zu finden, sorgen für die Zusammenarbeit der verschiedenen Selbsthilfegruppen miteinander und unterstützen sie bei der Öffentlichkeitsarbeit. Es werden Räume mit für die Gruppenarbeit relevanter Ausstattung, Literatur und zum Teil Computer- und Bürotechnik und Ähnliches zur Verfügung gestellt oder vermittelt.

Wichtigstes Merkmal von Selbsthilfekontaktstellen ist, dass sie fach-, themen- und trägerübergreifend arbeiten. Jede betroffene Person, die sich mit Gleichbetroffenen zusammenschließen möchte, kann sich mit jedem Problem an diese Einrichtungen wenden, egal ob es um ein gesundheitsbezogenes Anliegen, um psychische Belastungen oder um soziale Probleme geht. Vieles kann für Menschen dabei der Anlass sein, sich an eine Selbsthilfeunterstützungseinrichtung zu wenden: eine chronische Erkrankung, eine Körperbehinderung, die Trennung vom Partner, Arbeitslosigkeit, Essstörungen, Probleme mit Alkohol, Internet und Drogen, Mobbing-Erfahrungen, Trauer um den Verlust einer nahe stehenden Person usw. Angehörige als mittelbar Betroffene gehören ebenfalls zu einer wichtigen Zielgruppe für die Unterstützung durch Selbsthilfekontaktstellen.

Selbsthilfekontaktstellen unterstützen Interessierte und Selbsthilfegruppen unabhängig davon, ob diese einer bestehenden Selbsthilfevereinigung angehören (wollen), ob ihre Mitglieder Versicherte einer bestimmten Krankenkasse sind oder ob sie mit einer bestimmten Versorgungseinrichtung (zum Beispiel einem Krankenhaus) oder mit einer speziellen Berufsgruppe (zum Beispiel Ärzt*innen, Pädagog*innen, Psycholog*innen)
kooperieren wollen.

Besondere Zugangsvoraussetzungen für Nutzende der Angebote (zum Beispiel eine Mitgliedschaft) bestehen nicht. Im System der gesundheitlichen und sozialen Versorgung nehmen Selbsthilfekontaktstellen für Bürger*innen eine Wegweiserfunktion wahr. Um zu Angeboten der Selbsthilfe oder zu Angeboten von Versorgungseinrichtungen zu gelangen, übernehmen sie eine Klärungs- und Schleusenfunktion. Interessierten Fachkräften und Multiplikatoren bieten sie Informationen und Beratung zur Unterstützung der gemeinschaftlichen Selbsthilfe. Für die Zusammenarbeit der Selbsthilfe mit Institutionen, Vereinen, Verbänden und professionellen Einrichtungen auf örtlicher Ebene fungieren sie fachlich und organisatorisch als Drehscheibe.

Selbsthilfekontaktstellen tragen durch Veranstaltungen und eigene Medien (zum Beispiel Gesamttreffen von Selbsthilfegruppen, Diskussionsforen, Selbsthilfetage, Selbsthilfeverzeichnisse, Selbsthilfezeitungen / Newsletter, Kooperationsveranstaltungen mit Institutionen der Versorgung, Politik, Verwaltung und zivilgesellschaftlichen Organisationen) und durch die Mitwirkung an Gremien zu einer größeren Bekanntheit und Akzeptanz der Idee der gemeinschaftlichen Selbsthilfe in Öffentlichkeit und Fachwelt und zur Entwicklung eines selbsthilfefreundlichen Klimas im Gemeinwesen bei. Im politischen Geschehen setzen sich Selbsthilfekontaktstellen für Verbesserungen der Rahmen- und Arbeitsbedingungen und für die finanzielle Förderung von Selbsthilfegruppen ein. Insgesamt geht es um die Schaffung eines ‚selbsthilfefreundlichen Klimas‘ in der Gesellschaft.

Information und Vermittlung

Vermittlung

Die Selbsthilfekontaktstelle eröffnet Kontakte und schafft Zugangswege, um

  • Betroffene zu Selbsthilfegruppen zu vermitteln,
  • einzelne miteinander in Verbindung und Austausch zu bringen,
  • Selbsthilfegruppen und Fachkräfte bzw. Einrichtungen zusammenzubringen,
  • Einzelnen die Kontaktaufnahme zu professionellen Versorgungseinrichtungen und anderen Hilfeangeboten zu ermöglichen,
  • Selbsthilfegruppen in der Öffentlichkeit und der Fachwelt bekannt zu machen und Ansprechpartner*innen zu vermitteln und
  • Interessierte in die Lage zu versetzen, Gruppen zu erreichen und an Gruppentreffen teilnehmen zu können.

Die Selbsthilfekontaktstelle nutzt dafür folgende Instrumente:

  • Sammlung und Aktualisierung von Adressen aller örtlichen Selbsthilfegruppen zu sämtlichen Themen,
  • Sammlung und Aktualisierung von Adressen örtlicher Versorgungseinrichtungen,
  • Erstellung von Selbsthilfegruppen-Themenlisten,
  • Veröffentlichung von Selbsthilfegruppen-Wegweisern oder -Adresslisten und
  • Zusammenstellung der Treffen und Veranstaltungen der bestehenden Selbsthilfegruppen (DAG SHG 2015).