Die ersten Selbsthilfezusammenschlüsse gründeten sich im vorletzten Jahrhundert: 1848 etwa entstand der Taubstummen-Verein Berlin, 1885 das Blaue Kreuz in Deutschland, 1897 der Deutsche Allergie- und Asthmabund. Auch die Geschichte der Kranken-, Unfall- und Alterssicherung lässt sich als gemeinschaftliche Selbsthilfe zum Schutz gegen die wirtschaftlichen Folgen von Arbeitsunfähigkeit interpretieren. Nach dem ersten und zweiten Weltkrieg entstanden Vereine für Kriegsversehrte und ihre Angehörigen, um sich gegenseitig zu unterstützen und die materielle Not zu lindern.

Seit den 1950er Jahren entwickelte sich die gemeinschaftliche Selbsthilfe zu einer wichtigen Ergänzung der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland. Zunehmend wurden Leistungsmängel im System der Gesundheitsversorgung thematisiert und seit Mitte der 1970er Jahre die Dominanz der Anbieter professioneller gesundheitsbezogener Dienstleistungen („Götter in weiß“) kritisiert. Lag der Schwerpunkt bei der Entwicklung der Selbsthilfe zunächst stark auf den Problemlagen körperlicher und kognitiver bzw. geistiger Behinderung sowie Alkoholsucht, sind ab den 1970er-Jahren psychologisch-therapeutische und psychosoziale Problemlagen hinzugekommen.