Das Klärungsgespräch, wie auch die Beratung und Begleitung von Selbsthilfegruppen, verlangt vom Mitarbeitenden der Selbsthilfekontaktstelle ein hohes Maß an Selbstwahrnehmung, Selbstkontrolle und Rollendistanz – auch und gerade hinsichtlich des Einsatzes eigener, beispielsweise in der Ausbildung erworbener fachlicher Kompetenzen. Es besteht die Herausforderung, den Gesprächspartner*innen solidarisch und einfühlsam zu begegnen und gleichzeitig die gebotene Distanz zu Person und Problemen zu wahren.

Mitarbeitende der Selbsthilfekontaktstellen sollten sich bewusst machen, dass sie verleitet sein können, Interessierte in unzulässiger Weise zur Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe zu drängen, zum Beispiel durch

  • das eigene, möglicherweise idealisierte Bild von Selbsthilfegruppen,
  • Anfragen von Selbsthilfegruppen nach neuen Mitgliedern und
  • Erwartungen des Trägers oder von Geldgebern, „möglichst viele Selbsthilfegruppen zu gründen” oder „möglichst viele Menschen in Selbsthilfegruppen zu vermitteln“.

Die Aufgabe von Mitarbeitenden der Selbsthilfekontaktstellen ist es nicht, Verantwortung für die Entscheidung von Interessierten, wohl aber für den Entscheidungsprozess, das heisst für den dynamischen Verlauf und für die Struktur des Gesprächs zu übernehmen. Aus diesem Grund

  • machen sie die Funktion des Gesprächs und ihre Funktion als Mitarbeitende der Selbsthilfekontaktstellen deutlich,
  • geben sie den inhaltlichen und zeitlichen Rahmen vor,
  • arbeiten sie mit Interessierten deren persönliche Fragen und Motive heraus,
  • halten sie Zwischenergebnisse fest und geben Interessierten die Möglichkeit, sie zu überprüfen,
  • vermitteln sie Informationen und überprüfen durch Nachfragen, ob sie verstanden worden sind und
  • achten sie darauf, dass das Gespräch mit einer Entscheidung der Interessierten endet.

Folgende Leitsätze unterstützen die Mitarbeitenden bei der Beratung von Betroffenen und Angehörigen:

  • Mit den Betroffenen arbeiten statt für die Betroffenen.
  • An deren Fähigkeiten für die Problemlösungsansätze anknüpfen.
  • Zutrauen haben, dass die von Betroffenen selbst gesuchten Lösungswege funktionieren, statt diese und ihre Umsetzung vorzugeben.
  • Eine Komm- und Gehstruktur schaffen.
  • Betroffene miteinander in Kontakt bringen – Kooperationen und Vernetzung aufbauen.
  • Mit den Ratsuchenden Erfolgskriterien festlegen, woran erkannt wird, dass über das Zusammenwirken von Laienwissen und Expert*innenwissen ein vereinbartes Ziel erreicht ist.