Information und Vermittlung
Selbsthilfekontaktstellen bieten einen niedrigschwelligen Zugang für Information und Beratung. Überwiegend melden sich interessierte Betroffene und Angehörige, die Informationen wünschen und eine Selbsthilfegruppe für ihr Problem suchen. Aber es erfolgen auch Anfragen von bestehenden Selbsthilfegruppen und professionellen Einrichtungen wie Beratungsstellen, Arztpraxen, Allgemeiner Sozialdienst, Apotheken usw.
Die Vermittlung von Informationen für Interessierte geschieht meist per Telefon, E-Mail oder persönlich vor Ort in den Selbsthilfekontaktstellen. Diesen ersten Kontakt annehmend, vorbehaltlos, ermutigend – also „kundenfreundlich“ – zu gestalten, ist Teil des Profils einer professionellen Selbsthilfe-Unterstützungsarbeit. Der Erstkontakt prägt meist den bleibenden Eindruck bei den Anfragenden und ist das Aushängeschild einer Selbsthilfekontaktstelle für Außenstehende.
Information und Aufklärung
Die Selbsthilfekontaktstelle informiert und klärt auf über
- Formen und Arbeitsweisen von Selbsthilfegruppen,
- das örtliche Selbsthilfespektrum,
- das professionelle Versorgungssystem der Region,
- Möglichkeiten und Grenzen der Selbsthilfe,
- Formen und Möglichkeiten der Förderung von Selbsthilfegruppen,
- Mitbestimmungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten für Selbsthilfegruppen sowie
- Beratungs- und Fortbildungsangebote für Selbsthilfegruppen.
Die Selbsthilfekontaktstelle nutzt dafür folgende Instrumente:
- Einrichtung telefonischer und persönlicher Sprechzeiten
- Bereitstellung von Informationen / Darstellungen der Selbsthilfegruppen vor Ort
- Bereitstellung von allgemeinen Informationsmaterialen und Literatur über Selbsthilfegruppen
- Zusammenstellung und Vermittlung von Überblicks- und Handlungswissen zur Selbsthilfeförderung und zu Mitwirkungsmöglichkeiten der Selbsthilfe vor Ort
- Bekanntmachung der Angebote der Selbsthilfekontaktstelle und der Angebote anderer örtlicher Versorgungseinrichtungen und Organisationen
- Durchführung von Informationsveranstaltungen (DAG SHG 2015)
Vermittlung
Die Selbsthilfekontaktstelle eröffnet Kontakte und schafft Zugangswege, um
- Betroffene zu Selbsthilfegruppen zu vermitteln,
- einzelne miteinander in Verbindung und Austausch zu bringen,
- Selbsthilfegruppen und Fachkräfte bzw. Einrichtungen zusammenzubringen,
- Einzelnen die Kontaktaufnahme zu professionellen Versorgungseinrichtungen und anderen Hilfeangeboten zu ermöglichen,
- Selbsthilfegruppen in der Öffentlichkeit und der Fachwelt bekannt zu machen und Ansprechpartner*innen zu vermitteln und
- Interessierte in die Lage zu versetzen, Gruppen zu erreichen und an Gruppentreffen teilnehmen zu können.
Die Selbsthilfekontaktstelle nutzt dafür folgende Instrumente:
- Sammlung und Aktualisierung von Adressen aller örtlichen Selbsthilfegruppen zu sämtlichen Themen,
- Sammlung und Aktualisierung von Adressen örtlicher Versorgungseinrichtungen,
- Erstellung von Selbsthilfegruppen-Themenlisten,
- Veröffentlichung von Selbsthilfegruppen-Wegweisern oder -Adresslisten und
- Zusammenstellung der Treffen und Veranstaltungen der bestehenden Selbsthilfegruppen (DAG SHG 2015).
Technische / organisatorische Unterstützung
Selbsthilfekontaktstellen stellen neben den fachlichen Informationen auch technische und organisatorische Instrumente bereit, um die Bildung von Selbsthilfegruppen zu erleichtern, den regelmäßigen Arbeitsprozess zu unterstützen und die Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe zu aktivieren. Hierzu zählen unter anderem:
- Bereitstellung von Räumen bzw. Hilfe bei der Suche nach Gruppenräumen
- Bereitstellung oder Vermittlung von Informationsmaterialien und Geräten wie Telefon, PC, Kopierer, Moderationsausstattung
- Praktische Unterstützung beim Erstellen von Informationsmaterial
- Praktische Hilfen bei der Nutzung von Fördermöglichkeiten zum Beispiel beim Erstellen von Anträgen oder Abrechnungen
- Unterstützung bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen
- Angebot von Klärungshilfen bei speziellen Organisationsfragen und besonderem Ressourcenbedarf
- Vermittlung von Ansprechpartner*innen wie zum Beispiel Moderator*innen, Referent*innen, Supervisor*innen, Journalist*innen / Ansprechpartner*innen bei Medien
- Bereitstellung von Foren für die Öffentlichkeit wie Selbsthilfezeitung, Internetauftritt
- Vermittlung von Auslage- oder Aushangmöglichkeiten für Informationsmaterial von Selbsthilfegruppen (DAG SHG 2015)
Es geht hauptsächlich darum, Selbsthilfeinteressierten eine gute Orientierung und Selbsthilfegruppen gute Bedingungen für die Arbeit zu verschaffen. Das beinhaltet sowohl Ressourcen bereitzustellen als auch Wissen, Geschick und Verbindungen zu Versorgungseinrichtungen, Institutionen und Medien vor Ort einzubringen. Zwar ist auch hier das Handlungsmuster wesentlich reaktiv. Die eingeübte Rolle als berufliche*r Helfer*in ist jedoch nicht hinderlich. Professionelle Struktur und initiative Vorgehensweisen bieten hier sogar eher Vorteile, da Kenntnisse und Ressourcen verfügbar gemacht und Organisationsgeschick, Verlässlichkeit und Kontinuität bereitgehalten werden. Damit werden die Chancen zu einer Gruppenbildung erhöht und sichere Rahmenbedingungen und die Erfolgschancen der Gruppenarbeit gefördert (NAKOS 2006).
Quellennachweise
DAG SHG – Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V.: Selbsthilfekontaktstellen. Empfehlungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. zu Ausstattung, Aufgabenbereichen und Arbeitsinstrumenten. 2. überarbeitete und aktualisierte Auflage. Berlin 2015
https://www.dag-shg.de/data/Materialien/2015/DAGSHG-KISS-Empfehlungen.pdf
NAKOS (Hrsg.): Selbsthilfe unterstützen. Fachliche Grundlagen für die Arbeit in Selbsthilfekontaktstellen und anderen Unterstützungseinrichtungen. NAKOS Konzepte und Praxis 1. Berlin 2006
https://www.nakos.de/publikationen/key@100