Oft können nicht alle der folgenden Aspekte in einem einzigen Gründungstreffen herausgearbeitet werden. Meist wird ein zweites Treffen benötigt, da die beim Gründungstreffen anwesenden Menschen in der Regel noch gar nicht wissen, ob sie dieser neuen Gruppe wirklich angehören wollen. Verbindliche Absprachen lassen sich in Gruppen eigentlich erst dann treffen, wenn Leute wiederkommen.

  1. Vorbereitung des Gründungstreffens, Gestaltung des Settings und des Raumes: Initiator*in und Mitarbeitende der Selbsthilfekontaktstellen verständigen sich über die Rollenverteilung beim Gründungstreffen und gestalten den vorhandenen Raum so, dass aus ihrer Sicht eine einladende Atmosphäre für das Treffen entstehen kann. Beispielsweise soll das Gründungstreffen im offenen Stuhlkreis oder um einen Tisch herum stattfinden.
  2. Vorstellungsrunde aller Beteiligten: Diejenigen, die eingeladen haben, also in der Regel Kontaktstelle und Initiator*in, begrüßen die Anwesenden und stellen sich in ihren Rollen vor. Mitarbeitende erklären ihre Rolle beim Gründungstreffen und stellen kurz ihre Funktion und Aufgaben in der Kontaktstelle vor.
    Initiator*in stellt sich vor und erläutert, was die Person dazu bewogen hat, zu diesem Gründungstreffen aufzurufen.
    Danach stellen sich alle anderen Anwesenden vor und sagen etwas dazu, was sie bewogen hat, zu diesem Gründungstreffen zu kommen.
    Eine Gefahr ist bei dieser Form der Vorstellung, dass einzelne sich dabei sehr verlieren oder zu tief ins Thema einsteigen. Hier ist eine einfühlsame Moderation gefragt, die solche Menschen freundlich stoppen kann.
    Wenn man solche Probleme umgehen will, ist auch eine andere Form der Vorstellung denkbar: Man bittet die Anwesenden, sich jeweils zu zweit 10 Minuten zu den Fragen „Wer bin ich? Was will ich über mich sagen? Warum bin ich hier?“ auszutauschen. Im Plenum wird dann der jeweils andere kurz vom jeweiligen Partner vorgestellt. Dies kann eine lebendige Alternative zur normalen Vorstellungsrunde sein, die der Gefahr des Vielredens entgegenwirkt.
  3. Erhebung von Wünschen/Erwartungen und Ängsten/Befürchtungen an die mögliche neue Gruppe: Es ist auch relevant, die Erwartungen und Befürchtungen aller Beteiligten näher kennenzulernen. Im Sinne der themenzentrierten Interaktion geht es darum, die individuellen Bedürfnisse und Ängste der einzelnen frühzeitig sichtbar zu machen, damit offen und bewusst damit umgegangen wird.
Praxistipp: Alle Anwesenden schreiben auf Moderationskarten jeweils eine Erwartung oder Befürchtung, pro Teilnehmende maximal drei Erwartungen beziehungsweise Befürchtungen. Nacheinander werden diese Karten von den Anwesenden in die Mitte gelegt, vorgestellt und erklärt. Wenn alle Karten vorgestellt worden sind, finden bei Bedarf nähere Aussprachen dazu statt.
  1. Regeln, Abläufe, Inhalte und Vereinbarungen für die neue Gruppe: Wenn klarer wird, was jedem Einzelnen wichtig ist, ist es möglich, Regeln zu vereinbaren, die für alle gelten sollen, damit die Gruppe funktioniert. Oft kann man hierbei einiges aufgreifen, was bei den Erwartungen und Befürchtungen bereits angesprochen worden ist. Wenn sich beispielsweise jemand sorgt, dass aus der Gruppe Persönliches inach außen getragen werden könnte, kann man hier wunderbar die Regel „Schweigepflicht“ ableiten. Es ist auch wichtig, dass die Gruppe sich an dieser Stelle darüber verständigt, wie sie arbeiten möchte. Soll es beispielsweise einen geregelten Ablauf mit einem Blitzlicht und einer Verständigung über die Themen der Sitzung geben?
  2. Organisatorische Rahmenbedingungen:
    Hierzu gehören die Frage nach der Häufigkeit, der Uhrzeit, der Dauer der Sitzung und dem Raum und Ort des Treffens sowie erste Absprachen zur Kooperation zwischen Kontaktstelle und der neuen Gruppe bis hin zur Frage wer gegebenenfalls die Verantwortung für den Raumschlüssel übernimmt.
  3. Abschluss: Wie geht jeder aus dem ersten Treffen nach Hause?
    Ganz gleich wie weit man im ersten Treffen mit den vorgenannten Punkten gekommen ist, ein Abschlussfeedback zum Treffen ist wichtig. Als Moderator*in sollte man darauf achten, dass jeder ein möglichst offenes Feedback geben kann, ohne sich festlegen zu müssen, schon zur neuen Gruppe zu gehören. Ob die, die beim Gründungstreffen dabei waren, auch wirklich schon die Gründenden sind, wird sich erst noch herausstellen (Liefert 2019).

Gruppenregeln
Ablauf Gruppentreffen