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"Autonomie"

Lexikon

Autonomie der Selbsthilfe

Mit Autonomie ist gemeint, dass Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen ihre Selbstbestimmung wahren und Interessenkonflikte vermeiden. Und dass sie allein den Interessen ihrer Mitglieder verpflichtet sind. Zentral hierbei ist die finanzielle Unabhängigkeit. Um ihre Autonomie zu wahren, nehmen Selbsthilfegruppen keine Gelder von Wirtschaftsunternehmen an, beispielsweise von Arzneimittelherstellern und Hilfsmittelherstellern.

Berufsrolle

Selbsthilfekräfte durch Empowerment stärken

Ziel von Empowerment ist die Förderung der Fähigkeit von Menschen, ihre soziale Lebenswelt und ihr Leben weitestgehend selbst zu gestalten.
Der Begriff Empowerment entstammt der amerikanischen Gemeindepsychologie und umfasst eine professionelle Haltung wie auch eine Arbeitsweise, die den Grad an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben von Menschen oder Gemeinschaften erhöhen sollen und es ihnen ermöglicht, ihre Interessen eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten. Empowerment bezeichnet dabei sowohl den Prozess der Selbstbemächtigung, zum Beispiel über Selbsthilfe, als auch die professionelle Unterstützung der Menschen, ihr Gefühl der Macht- und Einflusslosigkeit zu überwinden und ihre Gestaltungsspielräume und Ressourcen wahrzunehmen und zu nutzen. Konzeptionelle Ausgangslage ist eine Orientierung an den Stärken statt an den Defiziten.

Empowermentorientierte Soziale Arbeit setzt also einen Paradigmenwechsel im Hilfeverständnis voraus. Die Haltung einer „Arbeit am und im sozialen Kontext“ bedeutet, die Möglichkeiten zu verbessern, damit Betroffene ihre Interessen besser erkennen und vertreten können – und nicht, diese Interessen für die Betroffenen zu vertreten. Grundsätzlich ist die Selbsthilfeunterstützungsarbeit das beste Beispiel für empowermentorientiertes professionelles Handeln: Das Vertrauen der Ratsuchenden zum eigenständigen Handeln wird in Selbsthilfegruppen entfaltet. Selbsthilfeunterstützungsarbeit fördert auf der Gruppenebene durch Beratung und Begleitung, durch Fortbildung und die Bereitstellung von Infrastruktur, die Kompetenz von Selbsthilfegruppen. Auf der strukturellen Ebene nimmt sie eine Multiplikatorenfunktion ein, indem sie mit professionellen Einrichtungen, Institutionen, Politik und Verwaltung zusammenarbeitet und sich öffentlich für geeignete Rahmenbedingungen, einem sogenannten „selbsthilfefreundlichen Klima“ einsetzt (NAKOS 2018).

Leitsätze für empowermentorientiertes Arbeiten in der Selbsthilfeunterstützung

  • Mit den Betroffenen arbeiten statt für die Betroffenen.
  • An deren Fähigkeiten für die Problemlösungsansätze anknüpfen.
  • Zutrauen haben, dass die von Betroffenen selbst gesuchten Lösungswege funktionieren, statt diese und ihre Umsetzung vorzugeben.
  • Eine Komm- und Geh-Struktur schaffen.
  • Betroffene miteinander in Kontakt bringen – Kooperationen und Vernetzung aufbauen.
  • Mit den Ratsuchenden Erfolgskriterien festlegen, woran erkannt wird, dass über das Zusammenwirken von Laienwissen und Expert*innenwissen ein vereinbartes Ziel erreicht ist.